Zum 20. Jahrestag des Genozids in Ruanda

Am 07. April des Jahres 1994 begann in Ruanda der furchtbare Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi, der etwa 800.000 Tote forderte. In diesen Tagen jährt sich der Ausbruch des Genozids zum 20. Mal - auch für uns ein Anlaß, zurück zu blicken und auf die gegenwärtige Situation in Ruanda zu schauen.

Im Laufe der jahrelangen blutigen Auseinandersetzungen soll es selbst in den Reihen der katholischen Priester und Ordensleute leider diejenigen gegeben haben, die das Land verließen oder sogar teilnahmslos zusahen. Dagegen standen aber auch viele, die Verfolgten Schutz boten und dadurch zahlreiche Leben retteten. Der Franziskaner Pater Vjeko Ćurić ofm, der damals als Afrikamissionar in der ruandischen Stadt Kivumu tätig war, gehörte zu denen, die blieben, halfen und somit Tausende von Männern, Frauen und Kindern vor dem sicheren Tod retteten. Dies führte dazu, dass er im ganzen Land bekannt wurde und bis heute als der "Afrikanische Oskar Schindler" bezeichnet wird. Es hatte aber auch zu Folge, dass er 1998 - vier Jahre nach Ausbruch des Bürgerkrieges - ermordet wurde.

Zu seinen Vermächtnissen gehören die Franziskanerpfarrei Kivumu, die heute fast 40.000 Mitglieder zählt, und die in Kivumu gegründete, nach ihm benannte "Pater-Vjeko-Berufsschule". Die Arbeit der Pfarrei und der Schule wird schon seit langem von der Franziskaner Mission in Dortmund unterstützt, und viele unserer Partnergruppen und Spender fühlen sich den Menschen in Kivumu besonders verbunden.

Jedes Jahr wird in Kivumu dem Todestag von Pater Vjeko und damit auch den schrecklichen Geschehnissen des Genozids gedacht. Einen Bericht über den Ablauf der diesjährigen Feierlichkeiten im Februar können Sie hier nachlesen. Wie sehr sich die Verhältnisse in Kivumu seit 1994 zum positiven verändert haben, bezeugen zahlreiche Berichte über das alltägliche Leben, die in der neuen Ausgabe der "Kivumu Times" zusammengefaßt sind - einer Zeitschrift mit Artikeln, die von den Menschen in Kivumu geschrieben und von der Pater-Vjeko-Berufsschule zusammengestellt wurden. (Hier gelangen Sie direkt zur "Kivumu Times"-Ausgabe von März 2014.) Aber trotz aller berechtigter Hoffnung angesichts zahlreicher Fortschritte im alltäglichen Leben, sollte man sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, wie groß die Not und das Elend vieler Menschen - auch in Kivumu - noch sind. Dies belegt sehr eindrucksvoll der Bericht über das sechsjährige Mädchen Arine, das mit seiner Familie unter ärmlichsten Verhältnissen in Kivumu lebt. Pater Ivica Peric ofm, der Leiter der Pater-Vjeko-Berufsschule, hat am 03.04.2014 einen Brief geschickt, in dem er - stellvertretend für eine Vielzahl ähnlicher Fälle - die Geschichte von Arine erzählt und ihre Lebensverhältnisse mit Fotos dokumentiert. Bericht und Fotos von Pater Ivica finden Sie hier.

Es steht außer Frage, dass sich seit 1994 die Lage in Kivumu und auch in ganz Ruanda grundlegend gebessert hat. Aber man darf auch nicht vergessen, dass die momentane Stabilität teuer erkauft ist. "Oppositionelle und Regierungskritiker müssen sich starken staatlichen Regeln unterwerfen. Die Medien im Land stehen unter der Kontrolle der Regierung." - so formuliert es das Hilfswerk MISEREOR in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Konsequenz für die internationale Staatengemeinschaft sowie für uns muß deshalb darin bestehen, weiterhin genau hin zu schauen und den Menschen in Ruanda auch zukünftig zur Seite zu stehen. Auch Papst Franziskus appellierte an die ruandischen Bischöfe auf ihrem Ad-Limina-Besuch, in der Aufarbeitung des Genozids nicht nachzulassen. Sie sollten weiterhin versuchen, die "Beziehung des Vertrauens zwischen Kirche und Statt zu verstärken."

DANKE, dass Sie uns und unsere Missionare in Kivumu, Mbazi und anderen Gemeinden in Ruanda mit Ihrer großen Solidarität dabei unterstützen, das Leben der Menschen zu verbessern und die Zukunft auch für kommende Generationen zu sichern.