„Luxus darf man nicht erwarten, aber eine Chance fürs Leben!“

In diesen Tagen sind Schülerinnen und Schüler der Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro (Nordost-Brasilien) zu Gast bei ihrer deutschen Partnerschule, dem Franziskanergymnasium in Großkrotzenburg. Begleitet wird die Jugendgruppe von Vanderval Spadetti, dem Leiter und Mitbegründer der Manoel Monteiro-Schule. Trotz eines prall gefüllten Besuchsprogramms – unter anderem auf einem deutschen Bio-Bauernhof und einem Hersteller von Landmaschinen  -, hat Vanderval die Zeit für eine kurze Stippvisite in der Franziskaner Mission Dortmund gefunden und uns von den aktuellen Entwicklungen des Schulprojektes berichtet.

Zu Beginn erzählte er gleich von zwei Rückschlägen, die die Schule im letzten Jahr verkraften musste aber erfolgreich gemeistert hat. Zum einen waren einige der neu gebauten Zisternen aufgrund der tektonischen Erdbewegungen in Maranhão gerissen, so dass das bereits gestaute Wasser vollständig auslief. Die Tanks mussten schließlich mit Bitumenbahnen ausgekleidet werden, um die zukünftige Dichtigkeit zu gewährleisten. Mittlerweile hat die Schule jedoch wieder einen Wasservorrat, der ca. 6 Monate lang den Trink- und Kochwasservorrat sicherstellt. Darüber hinaus hatten ausgiebige Regenfälle dazu geführt, dass der neu angelegte Fischteich über die Ufer getreten war und viele Fische mit ausgeschwemmt wurden. Aber auch hier konnte durch den Bau eines Dammes und die Anfertigung einen Überlaufschutzes Abhilfe für die Zukunft geschaffen werden.

Ein aktuelles Projekt, das derzeit in Angriff genommen wird, ist die Aufforstung der direkten Umgebung, da zahlreiche Bäume im Jahr 2009 einem schweren Feuer zum Opfer gefallen waren. Auch die Vergrößerung der Treibhäuser und die damit verbundene Steigerung des Anbaus von Jungpflanzen ist derzeit ein zentrales Anliegen. Leuchtende Augen bekam Vanderval als er über die Nutztiere der Schule sprach, die sich – im Gegensatz zur industriellen Viehhaltung – im wahrsten Sinne des Wortes „sauwohl“ fühlen. Die Hühner und Schweine sind die Lieblinge der Jugendlichen und Lehrer und werden entsprechend verwöhnt!

Sehr stolz ist Vanderval zu Recht auf die Werdegänge der Absolvent(inn)en der letzten Jahre. Ein Teil ging auf die heimischen Höfe zurück, um die Landwirtschaft der Familien zu modernisieren. Viele wurden aber auch in Landwirtschafts-Banken oder als Lehrkraft für Agrarwesen eingestellt, so dass sie dort die Möglichkeit haben, nachhaltig und in größerem Rahmen die Situation der Landbevölkerung zu verbessern. Momentan wird übrigens an einem Alumni-Programm gearbeitet, um mit den ehemaligen Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bleiben und ihnen die Möglichkeit einer zukünftigen Unterstützung ihrer einstigen Schule zu eröffnen.

Am Ende des Gesprächs erzählte Vanderval gerührt von den ersten Begegnungen der brasilianischen Jugendlichen mit der deutschen Realität. Ein Schüler stellte z.B. ganz erstaunt fest: „Die Menschen hier in Deutschland müssen ja auch ganz viel arbeiten! Und trotzdem helfen sie uns, obwohl wir so weit weg sind....“ Und eine andere Schülerin, die ganz beeindruckt von einem Vortrag in einer deutschen Partnerschule war, sagte: „Dass es so etwas gibt – eine versenkbare Leinwand, einen Beamer, einen Laserpointer…….! Aber andererseits – was für tolle Lehrer müssen wir haben, dass sie es schaffen, uns ohne all diese Hilfsmittel so viel beizubringen!“ Die Antwort, die Vanderval auf diese Aussage gab, bringt den Sinn der Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro sehr treffend auf den Punkt: „Luxus darf man in unserer Schule nicht erwarten, aber eine Chance fürs Leben!“

Auch im Namen von Vanderval Spadetti danken wir dem großen Unterstützerkreis der Manoel Monteiro-Schule für alle ideelle und finanzielle Hilfe!