Wahr und heilig - Anerkennung nicht-christlicher Religionen

....so lautet der Titel eines Artikels, den Thomas M. Schimmel für die aktuelle Ausgabe unserer Zeitschrift Franziskaner Mission verfaßt hat und der gerade vor dem Hintergrund der aktuellen religiösen Auseinandersetzungen zwischen der muslimischen und der westlichen Welt interessante Perspektiven zu einem konstruktiven Miteinander eröffnet. (Den gesamten Artikel können Sie hier nachlesen.) Herr Schimmel ist nicht nur langjähriges Mitglied unserer Redaktion, sondern auch Geschäftsführer der franziskanischen Organisation "1219. Deutsche Stiftung für interreligiösen und interkulturellen Dialog e.V." in Berlin. Der Name 1219 erinnert an das Jahr 1219, in dem Franziskus von Assisi durch die friedliche und vom Gespräch geprägte Begegnung mit dem ägyptischen Sultan - mitten im Fünften Kreuzzug - bewies, dass eine Veränderung von Dialog- und Erkenntnisstrukturen möglich ist. Der Sultan bekehrte sich zwar nicht zum Christentum, war aber beeindruckt von dem, wie ein Sufi gekleideten Mann aus Italien. Franziskus hingegen gewann ein grundlegend verändertes Bild vom Islam und lernte, ihre vornehmen Sitten und ihre tiefe Ehrfurcht vor Gott zu schätzen.

Auch die tägliche Arbeit unserer Missionare ist geprägt von interreligiösem Dialog, denn wo immer Franziskaner ihren Dienst verrichten, verstehen sie sich als Brückenbauer zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Kulturen und Religionen.

Unser Afrika-Missionar Hermann Borg ofm (4. v. r.) hat sich beispielsweise sehr für die Errichtung eines franziskanischen Zentrums für interreligiösen Dialog in Nairobi, Kenia eingesetzt. Das Zentrum mit dem Namen "Portiuncula" steht Menschen über religiöse Grenzen hinweg offen und versucht, in Seminaren und Veranstaltungen eine Annäherung an und ein tieferes Verständnis für andere Glaubensgruppen zu erreichen.

Johannes Gierse ofm, der als Brasilien-Missionar im Amazonas-Gebiet tätig ist, wird täglich mit den traditionellen Riten und Glaubensinhalten der indigenen Bevölkerung konfrontiert. Nur ein behutsamer und respektvoller Umgang mit der althergebrachten Religion macht seine tägliche Arbeit mit den Menschen überhaupt erst möglich.

 


Und auch unser Japan-Missionar Hubert Nelskamp ofm lebt und arbeitet in einem Land, das geprägt ist von einem engen Miteinander verschiedener Religionen, wie dem Shintoismus, dem Buddhismus und dem Christentum. Auch hier gilt es immer wieder, Konflikte im Dialog und im ständigen Respekt vor dem Glauben des anderen zu überwinden und konstruktiv zu nutzen.

Viele andere Beispiele finden Sie auch in der Ausgabe "Dialog" unserer Zeitschrift Franziskaner Mission aus dem Jahr 2011.

Auf den eingangs erwähnten Artikel "Wahr und heilig" von Thomas M. Schimmel haben wir sehr viele Leserbriefe erhalten - positive, aber auch kontroverse. Wir möchten allen Lesern danken, die sich kritisch mit den Inhalten auseinandergesetzt haben und auch Herrn Schimmel unseren Dank dafür aussprechen, dass er auf alle Zusendungen persönlich geantwortet hat, so dass dadurch ein Dialog entstanden ist, der in den meisten Fällen zu einer Annäherung der Positionen führen konnte. Auf die Bedeutung dieses Dialogs als ersten wichtigen Schritt weist auch Herr Schimmel am Ende seines Artikels hin:  "wir können im Gespräch mit den anderen Religionen die Orte finden, an denen sich Gott in unseren gemeinsamen Lebensräumen offenbart. So versetzt er uns in die Lage, für Frieden, Freiheit, soziale Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu kämpfen."