"Geh und heile die gebrochenen Herzen und die gebrochene Welt!" - ein Grußwort zum Neuen Jahr von unserem Afrika-Missionar P. Hermann Borg ofm

"2020 ist eine Zahl, die uns gut über die Lippen geht. Und schon jetzt zu Beginn des Jahres gibt es eine Vielzahl von internationalen Vorhaben und Plänen, die diese besondere Zahl mit besonderem Inhalt zu füllen verspricht. Aber wie sieht es mit uns Franziskanern aus? Was nehmen wir uns für 2020 vor? Wie können wir das Jahr mit neuen Realitäten und Strategien füllen, die zu größerer Einheit, Harmonie und Toleranz führen? Sicherlich sollten wir uns an die Regeln halten, die uns in der päpstlichen Enzyklika LAUDATO SI  und im neuen, von Papst Franziskus beim Treffen mit den muslimischen Führern in den Emiraten geprägten, Slogan der GLOBALEN GESCHWISTERLICHKEIT vorgegeben wurden.

Aber wir können noch viel mehr tun.....

Die Vereinten Nationen haben mit ihrem Slogan "Faith for earth" bekannt, dass die weltweiten Religionen ein großes Potential und einen großen Schatz in Bezug auf internationale Gerechtigkeit, Frieden und Wohlstand darstellen. Mit einem gemeinsamen Bekenntnis zu Kooperation, Einheit, Toleranz, Mitgefühl, Selbstlosigkeit, Flexibilität und Dienst an den Bedürftigen sollen alle Menschen, die in den unterschiedlichen religiösen Familien ihren Gott lieben, zusammen arbeiten, um so das Gesicht der Erde ganz im Sinne unseres gemeinsamen Schöpfers zu verändern. Endlich wird also das gott-zentrierte Leben, das in den Kirchen,  Moscheen, Tempeln, Synagogen und Gotteshäusern gepflegt wird, von der säkularen Welt als Träger genau der Werte erkannt, die unsere Gesellschaft so dringend benötigt. Mir scheint, dass die säkulare Welt sich endlich der spirituellen Dimension des Menschen zuwendet und die Errungenschaften fast aller Religionen auf diesem Gebiet anzuerkennen beginnt. Was für ein großes Glück ist es auch für uns als Franziskaner, wenn wir merken, dass unser Beitrag zum Wohle der öffentlichen Welt anerkannt wird!

Kürzlich lud die australische Bischofskonferenz die Spitzen von zahllosen Jugendorganisationen zu einem Workshop ein zum Thema "Geh und bau meine Kirche wieder auf!". Franziskanische Ohren klingeln bei diesem Satz, den Gott zu Franz von Assisi gesprochen und ihn damit zu den Dingen berufen hat, für die wir ihn bis heute als Heiligen Franziskus verehren. Und tatsächlich leben auch wir heute in einer Zeit, in der sich die katholische Kirche mit größter Dringlichkeit und Energie dem Wiederaufbau ihrer eigenen Organisation und auch der Welt, und zwar zum Wohle aller Menschen, widmen muss. Wir könnten und sollten den Satz sogar umformulieren zur Aufforderung "Geh und heile die gebrochenen Herzen und die gebrochene Welt!". Unter diesem Leitwort  könnten wir die vom Heiligen Franziskus begonnene Mission in unserer gegenwärtigen Welt fortführen, denn wenn wir uns die verschiedenen Kulturen, Religionen, Traditionen, Organisationen, politischen Gruppierungen und Ideologien anschauen, die sich überall auf der Welt bekämpfen, können wir nicht leugnen, dass unsere Herzen und unsere Welt Heilung brauchen.

Laßt uns mit dieser Strategie und mit starker Entschlossenheit ins Jahr 2020 starten und uns in Wort und Tat genau diesem Motto unterwerfen: "Geh und heile die gebrochenen Herzen und die gebrochene Welt!"

Ihr P. Hermann Borg ofm, Nairobi im Januar 2020"